An folgendem Projekt „Raupe“, welches wir mit unseren Jüngsten, also den Krippenkindern durchgeführt haben, möchten wir deutlich machen, wie wir versuchen, möglichst ganzheitlich Themen zu „erarbeiten“:
Wenn man in den Bereich der Krippengruppe kommt, fällt einem schnell auf, dass die Raupe hier eine wichtige Rolle spielt. Nicht nur im Namen der Krippe findet sie sich wieder, sondern auch in unserem Alltag: Sie begleitet unsere Geburtstagsfeiern, dient als Geburtstagskalender und Tagesübersicht, leitet die Elternpost weiter und taucht in unseren Büchern, Liedern und Fingerspielen auf.
Die Raupe steht für uns als Symbol der Vielfältigkeit sowie den Zauber der Entwicklung und gibt uns täglich Grund zum Staunen.
Im Folgenden finden Sie einige Beispiele, welche Bildungsbereiche durch das Projekt „Raupe“ erschlossen wurden:
-Umweltbildung –
Wir erforschen den Lebensraum der Raupe und beschließen soweit als möglich, Müll zu vermeiden oder ihn mindestens zu trennen, um den Lebensraum der Raupe und ihrer Freunde zu schützen. Möglichst oft gehen wir nach draußen, entdecken unsere Umwelt, wertschätzen diese und daraus ergibt sich auch, dass wir keinen Müll zurücklassen. Die Kinder sammeln gleichzeitig gerne Naturmaterialien und erleben diese mit allen Sinnen.
-Diversität-
Wir lernen Menschen und Tiere mit ihren einzigartigen Stärken kennen und annehmen. Nicht nur die Raupen unterscheiden sich in Aussehen und Verhalten, auch wir sind alle anders. Schon bei Spaziergängen oder zur Brotzeit erkennen wir unterschiedliche Nahrungsvorlieben und Lebensweisen und machen uns dies durch Medien und Gesprächen bewusst. Unterschiede und Ähnlichkeiten werden auch im täglichen Morgenkreis entdeckt und verbalisiert. Die Kinder können sich im Spiel verständigen und miteinander kommunizieren, so vielfältig die Sprachmöglichkeiten auch sind.
-Geschlechtssensible Pädagogik-
Für das Kamishibai[1]-Theater erfinden und entwickeln wir eine Raupengeschichte, welche erzählt, angeschaut, gehört und weiterentwickelt werden kann. In dieser Raupengeschichte gibt es Mädchen – und Jungenraupen, wie in unserer Krippengruppe. Die Kinder unserer Gruppe werden angeregt, ihre „Krippenfreunde“ als individuelle Persönlichkeiten mit einzigartigen Interessen, Stärken und Vorlieben wahrzunehmen.
-Mathematisch – und naturwissenschaftliche Bildung-
Im Tagesablauf hilft uns die Raupe ebenfalls, denn sie zählt im Morgenkreis die Kinder, ist ein buntes Farbenbeispiel in verschiedenen Formen und an der Krippenraupe ist der Tagesablauf erkennbar. Sie hilft uns auch wundervoll um Naturvorgänge, Größenvergleiche (Wie groß bin ich? Wie groß bist du?), Stoffeigenschaften (Sand, Steine, Stoff, Eis …) und die Jahreszeiten zu visualisieren.
-Emotionalität und soziale Beziehungen-
Ebenso begleitet uns die Raupe in der Gruppe durch Konflikte, Stimmungen und Befindlichkeiten sofern die Kinder dies möchten. Sie hilft dabei, neue Gruppenmitglieder zu integrieren und kann als Streitschlichter fungieren. Wie lerne ich, mir meiner Gefühle bewusst zu werden und diese zu äußern? Woran merke ich, dass auch die anderen Kinder Gefühle haben? Wie schaffe ich es, unangenehme Gefühle zuzulassen, auszuhalten und zu bewältigen? (~ Resilienz) Darf mein Krippenfreund eine andere Meinung haben als ich? Wie schaffe ich es, mit anderen Kindern in Kontakt zu treten? Mit solchen und anderen Fragen beschäftigen wir uns und helfen den Kindern die Antworten zu finden.
-Bewegung: Fein- und Grobmotorik-
In Motorik- und Bewegungseinheiten (Fädeln, Bewegungsspiele -> Wer bewegt sich wie? Wie gehen wir in den Bewegungsraum? Kriechen wie die Raupe oder fliegen wie ein Schmetterling?.) können die Kinder auf ihre Weise Ideen einbringen und ihre Fertigkeiten entwickeln.
-Werteorientierung und Religiosität-
Ebenso wie wir die Materialien der Natur schätzen, möchten wir auch dass die Kinder lernen, mit den Spielmaterialen und Alltagsgegenständen in der Krippe sorgsam und dankbar umzugehen. Dazu gehören unter anderem die Bilderbücher (z.B. „Die kleine Raupe Nimmersatt“) oder Dinge, die die Kinder selber hergestellt haben.
Wertgeschätzt werden auch die verschiedenen Sprachen und Kulturen, sowie die unterschiedlichen Feste der Kinder und ihrer Familien. Eigene religiöse Erfahrungen und das Miterleben von Gemeinschaft, Festen und Ritualen können helfen, Eigenes und Fremdes zu erschließen. Unsere Raupe erklärt im Morgenkreis das jeweilige Fest und versucht Verbindungen und Gemeinsamkeiten zu finden. Spielerisch und vereinfacht binden wir dann diese in unseren Alltag ein und schaffen somit Raum für interkulturelle Kompetenz.
Auch die Raumgestaltung nimmt Bezug auf die Raupe mit dem Geburtstagskalender, der Jahreszeitenraupe, der Elternpost und dem Gruppenbild der Krippengruppe.
-Gesundheit-
Wie die kleine Raupe Nimmersatt lernen die Kinder in der Krippe, welches Essen gut für sie ist und auf die Signale ihres Körpers zu achten (Habe ich jetzt wirklich noch Hunger? Muss ich mal auf die Toilette?) Wir wollen unser Essen mit allen Sinnen wahrnehmen und mit Genuss verspeisen, weswegen wir uns für die Mahlzeiten des Tages sehr viel Zeit nehmen. Dabei eignen wir uns auch Umgangsweisen wie „Bitte“ und „Danke“ sagen an.
[1] Kamishibai (jap.), setzt sich aus den Wörtern „kami“ (Papier) und „shibai“ (Schauspiel, Theater) zusammen
und ist ein japanisches Papiertheater